Tag 17 Die 51 Kehren des Vrsic-Passes, Badetröge im Soca-Tal und des Teufels Brücke

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Wer von Kranjska Gora aus Richtung Isonzo fährt, dem sei die Route über den Vrsic-Pass ans Herz gelegt. Nur ca. 20 Minuten länger (Zwischenstopps, um die Landschaft und den Ausblick zu genießen nicht eingerechnet 😉) dauert die Fahrt und es gibt Interessantes zu entdecken.

Der Vrsic-Pass ist der höchste asphaltierte Gebirgspass Sloweniens. Zu verdanken haben wir die gut ausgebaute Straße mit ihren 51 Kehren russischen Strafgefangenen, die sie zwischen 1914 und 1916 als Militärstraße ins Isonzo-Tal anlegten. Daran erinnert noch heute die Russenkapelle, die von diesen Gefangenen als Andenken an verunglückte Kameraden erbaut wurde.

Jedes Jahr im Juni findet hier außerdem das verrückteste Radrennen des Balkans statt – „Goni Pony“. Die Teilnahme ist nur mit dem legendären Balkanklapprad, dem „Pony“, erlaubt – mit 20 Zoll Rahmen und nur einem Gang. Das zu erleben wäre mir wesentlich lieber gewesen, als die Horde spätpubertierender Sportwagenfahrer, die nicht nur mit ihrem Motorengeheul die Ruhe stören, sondern durch ihre Überholmanöver in unübersichtlichen Kurven auch alle anderen Verkehrsteilnehmer gefährden. Ich weiß es zwar nicht sicher, aber ich habe das Gefühl, man rottet sich hier immer zu bestimmten Zeiten im Jahr zusammen.  Wann genau das ist, wissen wohl nur die Fahrer selbst. Online konnte ich dazu nichts finden.

An einigen Stellen kann man sogar ins Wasser, was wiederum Cacho viel Freude bereitete.

Auf keinen Fall verpassen sollte man jedoch die Soca-Tröge – sowohl die kleinen als auch die großen. Hier kann man gut und gern mehrere Tage verbringen und hat sicher noch immer nicht alles gesehen. Schön angelegte Wege führen mal oberhalb, mal direkt entlang der Soca und hinter jeder Biegung verbirgt sich ein neuer grandioser Blick auf smaragdgrünes Wasser oder wilde Strudel, die tiefe Becken ins Gestein fräsen. 

Der Navigator bestand auf einen Abstecher nach Bovec, um das Freilicht-Museum Ravelnik zu besuchen. Es handelt sich hierbei um einen gut erhaltenen bzw. restaurierten Abschnitt der Stellungen aus dem 1. Weltkrieg. Ich bin ja nun nicht sehr „kriegsgeschichts-affin“ und daher keine Freundin von Kriegsmuseen. Entsprechend groß war anfangs meine Begeisterung. Das änderte sich jedoch schnell, denn hier wird Geschichte quasi zum Leben erweckt und man bekommt einen Eindruck, wie das Leben der Soldaten im Krieg gewesen sein muss. Ganz ohne technischen Firlefanz, Filme oder sonstige Hilfsmittel kommt dieses Museum aus – es vermittelt Geschichte einzig und allein dadurch, dass ein gut angelegter Weg zu und durch zahlreiche Kavernen, Bunker und Schützengräben führt. Alles ist sehr gut beschrieben und erhalten und der Eintritt ist trotzdem frei. 

Fazit: auf jeden Fall sehenswert, wenn auch beklemmend.

Nun war ich an der Reihe, unser nächstes Ziel zu bestimmen und ich entschied mich, nicht gleich Richtung Österreich zu fahren, sondern einen kleinen Umweg über Cividale del Friuli zu nehmen. Ich hatte da etwas von einer Teufelsbrücke gelesen, deren Bau sogar die Mutter des Leibhaftigen unterstützt haben soll, um ihn in nur einer Nacht möglich zu machen. In Wahrheit war der Bau der steinernen Brücke, die den ursprünglichen Übergang aus Holz ersetzen sollte, bedingt durch viele Behinderungen eine sehr langwierige Angelegenheit. Aber hier steht sie nun und ist doch sehr beeindruckend.

Überhaupt ist dieses kleine Städtchen einen Besuch wert. Erstens weil es sehr schön ist und es sich hier gut flanieren lässt. Aber auch, weil es hier nette Bars für den Aperitivo gibt, wo die Kellner vierbeinige Gäste noch herzlicher bedienen als die zweibeinigen. Und vor allem, weil es hier die wunderbare Antica Trattoria Nardini gibt. Hervorragendes Essen, ein wunderschöner Innenhof und erstklassiger Service sorgen dafür, dass man sich sofort willkommen fühlt.

Ach ja – eines der besten Olivenöle seit langem haben wir in einem kleinen Laden bei der Ponte del diavolo gefunden: „Al Ponte La Botteguccia Dei Sapori“. Überhaupt gibt es dort alles was das Herz begehrt, über Pasta, Pesti, Oliven und vieles, vieles mehr an kleinen und großen Köstlichkeiten. Und wie scheinbar alle Italiener liebt auch dieser Hunde und Cacho durfte gleich Parmigiano verkosten.

Für alle Wohnmobilbesitzer auch noch eine Info – die vorhandenen Camper-Stellplätze sind eindeutig zu klein und der im Internet zu findende Stellplatz am Stadtrand ist geschlossen. ABER – unweit davon gibt es ein Einkaufszentrum mit einem großen Parkplatz direkt neben der CiviBank. Da dort bereits zwei Wohnmobile standen, stellten wir uns kurzentschlossen daneben und verbrachten die Nacht dort ruhig und angenehm.

Wenn man also auch mal eine Nacht auf Strom verzichten kann, ist das der beste Ausgangspunkt für eine Stadtbesichtigung. Toilette gibt’s im Einkaufszentrum und der historische Stadtkern ist in ca. 15 Minuten zu Fuß zu erreichen. Nach dem üppigen Gelage bei Nardini’s brauchten wir den Spaziergang ohnehin.